Fisch zu Weihnachten

Viele kämpfen während der Adventszeit mit einem deftigen Fleischgericht nach dem anderen – ob Rind, Reh, Gans, Hase oder ähnliches, an deutschen Festtagen ist das Weihnachtsmenü meist mehr als reichhaltig. Dabei ist Weihnachten etwas Besonderes, und so sollte auch das Essen sein. Wieso also nicht einmal hochwertigen Meeresfisch als Hauptspeise zum Festessen einplanen, der leicht verdaulich ist und wenig Fett enthält?
Rund um den Fisch gibt es schon seit Jahrhunderten verschiedene Traditionen. So ist der Weihnachtskarpfen in Mittel- und Osteuropa ein häufiges Festtagsgericht, während es zum Beispiel in der italienisch-amerikanischen Küche das „Festmahl der Sieben Fische“ am Weihnachtsabend gibt. Nachfolgend beleuchten wir die historische Evolution des Fischmenüs zu Weihnachten.

Fasten und Fisch in der Adventszeit

Generell ist Europa ein christlich geprägter Kontinent, für den Weihnachten als Feier der Geburt von Jesus Christus das wichtigste Fest darstellt. Viele Jahrhunderte lang wurde in der (Vor-)Weihnachtszeit das Fasten praktiziert, bis die katholische Kirche dieses Gebot Anfang des 20. Jahrhunderts aufhob. Während des Fastens wurde vor allem auf Fleisch verzichtet, Fisch war jedoch erlaubt. So bot Fisch – ganz abgesehen von seiner christlichen Bedeutung als Symbol für Erlösung, Wahrheit und Fruchtbarkeit – eine gute Lösung, um an Heiligabend ein proteinreiches Festmahl zu sich zu nehmen, ohne das Fastengebot zu brechen.

Die Tradition des Weihnachtskarpfens

Wie bereits in anderen Blogbeiträgen berichtet, fing die Fischzucht vor allem bei den Mönchen an. So war der Karpfen als einheimischer Fisch leicht zugänglich und stand daher zur Fastenzeit gerne auf dem Speiseplan, so auch zu Weihnachten. Einhergehend mit der Ausbreitung des Karpfen-Festmahls, wurden gewisse Bräuche entwickelt. Vom Geldsegen, den die Schuppen in der Geldbörse verwahrt für das nächste Jahr bringen sollen hin zu Gräten die mit Obstbäumen im Garten vergraben eine reiche Ernte bescheren – die Liste der Bräuche ist lang und die Brauchtümer von Region zu Region unterschiedlich. In Polen kauften viele den Karpfen noch lebend und hielten ihn in einer Badewanne, bis er an Heilig Abend eigenhändig geschlachtet wurde. Die Tschechen legen die Karpfenschuppen sogar an den Teller, um Reichtum zu beschwören.
Während die Mönche den Karpfen noch im eigenen Saft gegart haben, wurde er später in vielen Küchen paniert und ausgebacken serviert. Dazu gab es häufig Kartoffel- oder Gurkensalat.

Das Festmahl der Sieben Fische

In den italienisch-stämmigen Familien in Amerika entwickelte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Tradition der „Sieben Fische“, ebenfalls aufgrund der Fastenzeit. Der Brauch soll den Familien die Heimat näherbringen und zelebriert das Meer, welches Italien fast vollständig umgibt und somit omnipräsent ist. Zum Festmahl werden entweder sieben verschiedene Gerichte mit Fisch- und Meeresfrüchten serviert oder zwei verschiedene Sorten an Fisch in sieben verschiedenen Varianten zubereitet. Fischsuppe aus Wolfsbarsch oder auch Wolfsbarschtartar sind dann besonders häufig auf der Speisekarte zu finden, da der Wolfsbarsch (italienisch „Branzino“ genannt) ein beliebter Fisch unter Italienern ist und im Mittelmeer vorkommt.
Selbst wenn die Tradition des Weihnachtskarpfens über die letzten Jahrzehnte gerade in deutschen Familien an Zuspruch verloren hat, ist Fisch immer noch ein sehr beliebtes und gut verfügbares Weihnachtsgericht. Viele natürliche Fischbestände leiden zwar mittlerweile unter Überfischung. Mit Fisch aus nachhaltiger Fischzucht im Inland kann zu Weihnachten jedoch bedenkenlos geschlemmt werden. Gerade an Tagen, an denen ausgiebig gekocht und gegessen wird, punktet Fisch mit seinen Vorteilen: er ist schnell zubereitet, figurfreundlich und leicht zu verdauen. Ob exotischer Barramundi, traditioneller Karpfen, farbenfroher Saibling oder exquisiter Wolfbarsch – regionaler Konsum schafft nicht nur die gewünschte Frische und Qualität des Festmahls, sondern ist förderlich für Gesundheit und Umwelt.
Wir wünschen ein frohes Fest und guten Appetit!


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