Nachhaltigkeit von Fischfutter

„Man ist was man isst“, dass dieses Sprichwort mehr als nur ein Körnchen Wahrheit enthält ist heutzutage bei Menschen allgemein bekannt. Neben gesundheitlichen Aspekten machen sich hierbei jedoch immer mehr Menschen auch über den ökologischen Fußabdruck ihrer Nahrung Gedanken. Doch wie ist dies bei Fischen aus Aquakultur? Auch hier spielt die Ernährung eine entscheidende Rolle für Gesundheit und Wohlbefinden der Tiere und beeinflusst, wie nachhaltig eine Fischzucht ist. Nachfolgend beleuchten wir das Thema Nachhaltigkeit von Fischfuttermitteln anhand verschiedener Faktoren.

Jede Aquakulturform benötigt anderes Futter

Um Fischfutter unter ökologischen Gesichtspunkten beleuchten zu können, muss man zunächst einmal zwischen extensiven und intensiven Formen der Aquakultur unterscheiden.

Extensive Formen der Fischzucht, wie die traditionelle Karpfenteichwirtschaft, kommen zum Teil ohne jegliche Futtermittel aus. Stattdessen wird hier lediglich die Produktion von Naturnahrung gefördert. Das bedeutet, dass der Bodenbewirtschaftung eine besondere Bedeutung zukommt. Teichböden können sich durch das Ablassen des Teiches und Trockenlegen im Winter erholen und remineralisieren. Sobald der Teich im Frühjahr wieder geflutet wird, werden im Boden Nährstoffe freigesetzt und Rädertierchen (Phytoplankton), Wasserflöhe (Zooplankton), Würmer und Mückenlarven entwickeln sich. Diese dienen dann den Besatzfischen in der Zucht als Futtertiere mit hoher Eiweißkonzentration und hoher Eiweißqualität.

Intensivere Formen der Fischzucht, wie z.B. Forellenteichwirtschaften und Kreislaufanlagen kommen aufgrund einer höheren Besatzdichte dagegen ohne den Einsatz von pelletierten Fischfuttermitteln kaum aus. Diese haben eine beeindruckende historische Entwicklung hinter sich und sind sehr gut auf die ernährungsphysiologischen und gesundheitlichen Bedürfnisse einzelner Arten angepasst.

Einflussfaktoren auf die Nachhaltigkeit von Futtermitteln

Auch in Bezug auf die Nachhaltigkeit haben sich Futtermittel stark entwickelt. Es gibt verschiedene Faktoren, die zur Bewertung der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen:

  • Die Wachstumseffizienz von Fischfutter wird am besten beschrieben durch das Futter-Zuwachs-Verhältnis. Dieses sagt aus, wie viel kg Futter verwendet werden müssen, damit der Fisch 1 kg wächst. Das Futter-Zuwachs-Verhältnis liegt i.d.R. zwischen 1 und 2,4. Damit ist es um einiges geringer, als das von anderen Nutztieren. Dies ist ein Grund für das hohe Nachhaltigkeitspotential von Aquakulturen.
  • Zur Produktion von Fischfutter können sowohl pflanzliche als auch tierische Rohstoffe verwendet werden. Die Auswahl der Ausgangsstoffe durch Futtermittelhersteller unterliegt dabei gewissen wirtschaftlichen und biologischen Zwängen. Zum einen hat der Preis, bestimmt durch Angebot und Nachfrage nach Rohstoffen, einen Einfluss auf die Zusammensetzung des Futters. Andererseits muss das Futter dazu geeignet sein, die Fische mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Hierbei spielen zunächst Fischmehl und -öl eine Rolle, mehr hierzu in unserem vorangegangenen Blogbeitrag. Des Weiteren wird der Einsatz von pflanzlichen Rohstoffen (z.B. Ackerbohne, Öle) oder Nebenerzeugnissen aus anderen Sektoren der Landwirtschaft (z.B. Presskuchen aus der Ölproduktion) immer wichtiger. Im Vergleich zu tierischen Alternativen sind diese Quellen wirtschaftlich attraktiv und in Bezug auf die Nachhaltigkeit sehr vorteilhaft. Auch für explizit fleischfressende Fischarten können rein pflanzliche Futtermittel verwendet werden. Konventionelle Futtermittel, in denen noch bestimmte Anteile an tierischen Rohstoffen enthalten sind, erzielen aber oft vergleichsweise bessere Wachstumsraten.
  • Moderne Fischfuttermittel sind auch im Bezug auch den Metabolismus der Fische optimiert. Durch das richtige Verhältnis von Fetten, Proteinen und Kohlenhydraten wird erreicht, dass der Fisch seinen Energiebedarf möglichst vollständig aus Fetten deckt und die Proteine möglichst vollständig für den Aufbau von Körpermasse verwertet werden.
  • Die Zusammensetzung des Futters bestimmt auch den Nährstoffgehalt und die Dichte der anfallenden Fischausscheidungen. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit der Produktion stellen die Ausscheidungen und damit die Abgabe von Stoffen in die Umwelt einen entscheidenden Faktor dar. Durch einen optimierten Phosphorgehalt können moderne Fischfuttermittel der Problematik vorbeugen, dass Gewässer durch eine unerwünschte Zunahme an Nährstoffen belastet werden. Eine solche “Eutrophierung” kommt oft in Süßwasser-Aquakulturen vor. Sie führt zu einem nutzlosen und schädlichen Pflanzenwachstum (z.B. Algen). Durch den Einsatz von bestimmten Zusätzen wie etwa Kork kann die Dichte des Fischkotes beeinflusst werden. Eine geringe Dichte sorgt für schwimmenden Kot, der wiederum besonders schnell und effizient entfernt durch Filter werden kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fischfuttermittel im Laufe der Zeit eine starke Entwicklung durchlaufen haben. Wo früher die Fütterung mit zerkleinerten Fischen ineffektiv war, gibt es heute Pellet- Alleinfuttermittel, die genau auf die jeweilige Fischart abgestimmt sind. Der Anteil von Fischmehl und -öl im Fischfutter sinkt, stattdessen werden zunehmend alternative pflanzliche Eiweiß- und Fettquellen verwendet. Neben alternativen Inhaltsstoffen hat auch ein besseres Verständnis der physiologischen und gesundheitlichen Bedürfnisse von Fischen dafür gesorgt, dass Fischfutter heute gesünder, effizienter und nachhaltiger ist als jemals zuvor.

Nichts desto trotz gibt es noch keine rein vegetarischen Futtermittel und das Futter wird weiter ein zentrales Kriterium bleiben, welches die Umweltfreundlichkeit von Fischzuchten beeinflusst. Wir haben in den vergangenen drei Jahren verschiedene Hersteller getestet, um mit Produkten der Firma Alltech Coppens ein für unsere Fische und unsere Anlage optimal geeignetes Futtermittel zu finden. Künftig streben wir auch eigene Projekte im Bereich nachhaltige Futtermittel in Kooperation mit Herstellern an. Hierzu halten wir Euch auf dem Laufenden.


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